Kampf bei Westermann geht weiter
»Wir fühlen uns nicht ernst genommen«, schimpft Thomas Götjen, Mitglied der betrieblichen Tarifkommission, nach dem jüngsten Streik im Westermann-Bildungshaus. Er ist empört darüber, dass der Geschäftsführer des Schulbuchverlages in Braunschweig, Sven Fischer, weiterhin Tarifverhandlungen verweigert. Mit ver.di als angeblich außen stehender Organisation wolle Fischer nicht reden, berichtet Götjen. »Dabei verkennt er, dass die Mehrheit der Belegschaft hinter der Forderung nach Tarifverträgen und der Gewerkschaft steht.« Offensichtlich versucht der tariflose Verlag, die Gewerkschaft außen vor zu lassen und sich mit dem Betriebsrat zu einigen. Anders als die Gewerkschaft haben Betriebsräte jedoch kein Recht, zum Streik aufzurufen, und damit kaum Möglichkeiten, Forderungen durchzusetzen.
Seit mehr als zwei Jahren streikt die Belegschaft immer wieder – unterbrochen von der Corona-Pandemie. Sie fordert kürzere Arbeitszeiten – statt einer 40-Stunden- Woche. Damit stellt sie sich schlechter als die Kolleg*innen in anderen Schulbuchverlagen. Mitte Mai ging‘s in Braunschweig wieder vors Verlagsgebäude. Fünf Abgesandte der Streikenden konnten den Geschäftsführer in dessen Vorzimmer zur Rede stellen. Der blieb bei seiner Verweigerungshaltung. Jetzt diskutieren die ver.di-Aktiven, demnächst zu einer Kundgebung nach Ludwigshafen zu fahren – vor die Zentrale des Medienkonzerns, zu dem auch Westermann gehört: die Medien Union der Milliardärsfamilie Schaub.