Benjamin Barz
»Früher im Bewegtbildbereich hatte ich eine Woche Zeit, um mir eine Grafik oder Figur auszudenken und sie den Kund*innen zu präsentieren. Heute muss ich von einem Tag auf den anderen liefern. Ich habe meine Ausbildung bei einem kleinen Fernsehsender gemacht und dann in einer Bewegtbildagentur in Berlin gearbeitet. 2015 bin ich zurück in die Heimat und war neu in der Zeitungsbranche. Einmal habe ich einen Minister aus Versehen zehn Jahre älter gemacht. Der hat sich direkt beschwert, sodass ich solche Fakten seitdem immer noch mal prüfe. Ich bin als Mediengestalter angestellt, layoute aber auch Zeitungsseiten. Vor allem am späten Nachmittag oder an Sonn- und Feiertagen. Die Zeitung hat Vorrang – alle anderen Projekte laufen nebenbei.
Ich habe jeden dritten Sonntag Dienst und komme da mittags rein, schalte den Rechner an und gucke die Mails und unseren Messengerdienst durch. Wir arbeiten in einem kleinen Grafikabteil im großen Newsroom. Ich setze um, was die Chefs vom Dienst für die Zeitungsseiten geplant haben. Jede Seite ist handgemacht. Das Briefing läuft über das Tool Desknet. Darin steht auch, ob ein Infokasten, Steckbrief, Zitat oder eine Grafik benötigt wird. Pro Seite brauche ich etwa 30 Minuten.
Benjamin Barz, 32, ist Mediengestalter Bild und Ton bei der Ostsee-Zeitung in Rostock.
Die Aufgaben für Print und Online halten sich zeitlich die Waage. Damit Grafiken gleichzeitig verständlich und schön sind, müssen sie für beide Publikationsformen aufbereitet werden. Die meisten Kolleg*innen vertrauen da auf meine Kompetenz. Bevor ich erst lang diskutiere, mache ich auch schon mal eine grobe Skizze zu den Wünschen und das Gegenüber merkt meist selbst, dass die Grafik zu voll oder verwirrend wäre.
Stressig wird es, wenn ein großer Unfall oder ein Brand reinkommt. Dann muss ich auch dafür sorgen, dass der Livestream vor Ort funktioniert. Oder bei Wahlen: Die Grafiken müssen ja noch bis in die letzten Minuten vor Andruck aktualisiert werden.
Dass ich viel am Bildschirm bin, stört mich nicht so sehr. Ich schaue nach der Arbeit Serien, um runterzukommen, oder spiele mit meinen Kindern. Das Einzige, was ich nicht mehr machen will, ist gedruckte Zeitungen zu lesen. Das habe ich alles schon am Bildschirm gesehen. Das ist bei mir kaum anders als bei einem Konditor, der privat nur Wurstbrot isst.«