Aus den Betrieben

Erst Fusion, dann Insolvenz

Druckhaus Berlin-Mitte ist Corona-Opfer

Seit 1. März ist die Insolvenz des Druckhauses Berlin-Mitte Gewissheit. Der Hauptbetrieb mit 80 Beschäftigten wurde stillgelegt. Lediglich die Produktionsstätte im brandenburgischen Wustermark mit zwölf Stellen überlebt im Teilbetriebsübergang. Dort sollen umweltzertifizierte Buchproduktion und Displaydruck unter dem bisherigen Geschäftsführer weitergehen.

Für das Gros der Beschäftigten bleiben nur ein Interessenausgleich und ein Sozialplan. Der sieht nach Auskunft des Betriebsrates auch Abfindungen vor, die allerdings von der Insolvenzmasse abhängen. Immerhin können alle sechs Azubis andernorts ihre Ausbildung fortsetzen.

Das Ende einer über 120-jährigen Betriebsgeschichte ist bitter. Als Mosse-Druckhaus im legendären Berliner Zeitungsviertel gegründet, gehörte es später als Volkseigener Betrieb zum Druckkombinat Berlin und wurde nach 1990 privatisiert.

Das Druckhaus war ein Umweltschutz-Vorreiter der Branche, bot seit 2006 klimaneutralen Druck an und erfüllte 2015 als erstes und bundesweit einziges die Kriterien des Blauen Engels für Druckerzeugnisse (DRUCK+PAPIER 3/2017).

Vor rund einem Jahr hatte der Betrieb die auf großformatigen Plakatdruck spezialisierte Firma Klingenberg Berlin übernommen, fusionierte am Standort Buckower Chaussee und startete einen Onlineshop. Doch vor allem durch Corona gingen Aufträge bei Veranstaltungswerbung und Firmendrucksachen zurück.

Gehen Pläne von Geschäftsführer Martin Lind auf, soll eine neu zu gründende Druck- und Beratungsfirma Umweltdruck Berlin mit Partnern aus Druck und Buchbinderei das ökologische Know-how fortführen. An die 30 Arbeitsplätze wären damit zu retten – bestenfalls.