Schusterjunge

Wegen 15 Cent in den Ruin

Der bvdm – Unternehmerverband der Druckindustrie – ist ein verlässlicher Partner. Zumindest für die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, dem größten Lobbyverein der Privatwirtschaft. Der sagt im März: Kurzarbeit ist prima. Und verlangt von der Bundesregierung, die Bezugsdauer fürs Kurzarbeitergeld von zwölf auf 24 Monate zu verlängern. Schon ist auch der bvdm dabei und fordert: Kurzarbeit verlängern!

Es ist April und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände warnt: Um Himmels willen keine gesetzliche Aufstockung des Kurzarbeitergelds. Das befeuere absurd hohe Erwartungen an den Sozialstaat. Verdirbt also den Charakter. Sofort ist der bvdm zur Stelle und lehnt die Aufstockung auch ab. Die bezahlt zwar die Bundesagentur für Arbeit. Aber die Betriebe müssten das vorfinanzieren, jammert der bvdm. Und fragt gleich, ob ein Vorschuss bezahlt werden könne?

Nur beim Mindestlohn folgt der bvdm dem großen Lobbyverein nicht. Denn der findet es gut, dass der Mindestlohn ab nächstem Jahr von 9,35 auf 9,50 Euro steigen soll. Um 15 Cent. Oh weh, das würde das gesamte Lohngefüge in den Betrieben ins Wanken bringen, fürchtet der bvdm. Überfordert Unternehmen, gefährdet Arbeitsplätze. Weg wäre sie, die Druckindustrie! Zack! Eingestürzt. Deshalb solle die Erhöhung verschoben werden. Fragt sich, wann der bvdm vorschlägt, dass der Staat gleich die Löhne zahlen soll.