Editorial

Sie machen Ernst:

Mehr als ein Dutzend Betriebe der Druckindustrie in Bayern legte Ende Januar die Arbeit nieder. Ganze Schichten, ganze Tage. Vom Allgäu bis Bayreuth. Der Hintergrund: Ende November ist auch die fünfte Verhandlungsrunde in der Druckindustrie ohne Ergebnis geblieben. Denn der Bundesverband Druck und Medien beharrte weiter darauf, den Manteltarifvertrag zu verschlechtern. Und wollte dann nicht einmal mehr über Lohnsteigerungen verhandeln. Die Gespräche sind festgefahren, neue Termine sind nicht vereinbart.

Wenn es bundesweit nicht klappt, dann eben regional. Also hat der ver.di-Fachbereich Bayern den bayerischen Arbeitgeberverband vor Jahreswechsel zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Weil keine Friedenspflicht gilt, kann gestreikt werden. Den Anfang machte die Belegschaft des Main-Echos in Aschaffenburg, weitere folgten. Und nicht nur die tarifgebundenen legten die Arbeit nieder. Mittlerweile kann ver.di in Bayern fast 40 Betriebe einbeziehen, die beim Arbeitgeberverband in die sogenannte Mitgliedschaft Ohne Tarifbindung (OT) gewechselt sind. Betriebe, die den Beschäftigten zum Teil seit Jahren keine höheren Löhne mehr bezahlt haben, und dann noch glauben, vor Streiks sicher zu sein. Falsch gedacht.

Sie machen Ernst: Bei Minusgraden, Schneeregen und Wind stellten sich die Kollegen und Kolleginnen vors Tor. Zum Beispiel bei Eberl in Immenstadt. »Begeisterung bricht keine aus! Ohne Tarif fürs Eberl-Haus«, steht auf dem Transparent. Und kleiner: »Allgäu-Power – uns stinkt’s!« Andere Betriebe folgen: ganze Schichten, ganze Tage. Um gemeinsam mit geballter Kraft die Arbeitgeber zur Räson zu rufen.

Fotos der Streiks gibt es hier: 
http://bit.ly/Tarifrunde-Druck-FOTOS

Michaela Böhm