Aus den Betrieben

Rempel versteckt sich

Proteste gegen Massenentlassungen bei Frankfurter Societäts-Druckerei

Blicken ließ sich keiner. Die Verantwortlichen verschanzten sich im Verlagsgebäude und ließen die Türen verriegeln. Draußen postierten sich die Protestierenden mit Transparenten, Plakaten und einem symbolischen Sarg. Rund 250 Menschen haben am 6. Dezember in Gießen gegen die Massenentlassungen bei der Frankfurter Societäts-Druckerei und den Ausstieg aus der Tarifbindung protestiert. Neben den Beschäftigten der Druckerei solidarisierten sich Kollegen und Kolleginnen anderer Betriebe sowie Vertreter von Parteien, Verbänden und aus der Redaktion der Frankfurter Neuen Presse mit den Streikenden. »Wir lassen uns nicht wegrempeln«, rief Matthias Körner vom DGB Mittelhessen in Richtung Verlagsgebäude.

In Gießen ist der Stammsitz der Verlegerfamilie Rempel, die im Frühjahr gemeinsam mit der Zeitungsgruppe Ippen die Frankfurter Societäts-Druckerei und die beiden Tageszeitungen Frankfurter Rundschau und Frankfurter Neue Presse übernommen hat. »Wir erwarten von der Politik mehr als nur Solidaritätsadressen«, sagte Betriebsratsvorsitzender Nektarios Androulidakis und forderte Maßnahmen gegen Leiharbeit, Werkverträge und den Ausstieg aus Tarifbindungen.

Begründet hatten die Druckereibesitzer die Kündigungen von mehr als 100 Beschäftigten mit dem Verlust der Aufträge des Axel-Springer-Verlags zum Jahresende. 
ver.di bezweifelt, dass Kündigungen in diesem Ausmaß notwendig sind. »Wir gehen davon aus, dass der Verlust der Aufträge ein willkommener Vorwand ist, um bislang tarifliche Arbeitsverhältnisse durch billige Werkvertragskonstruktionen zu ersetzen«, sagt Manfred Moos von ver.di Hessen. Die Belegschaft kämpft seit Ende Oktober für ihre Rechte und wehrt sich seit mehreren Tagen mit Arbeitsniederlegungen.