Unterwegs zu

Ausbilderin Joana Schilling

im Büro des Tagesspiegels

Heute steht ein Treffen mit Sarah im Terminkalender. Wir dürfen dabei sein am Askanischen Platz im Berliner Zentrum, wo Der Tagesspiegel seinen Sitz hat. Fast jede Woche hat die Ausbildungsbeauftragte Joana Schilling hier ein Gespräch mit der 17-Jährigen. Sarah will Mediengestalterin werden und macht gerade ein Berufsgrundbildungsjahr im Oberstufenzentrum Ernst Litfaß in Berlin-Wittenau.

250 Bewerbungen

Joana Schilling wartet am Empfang, grüßt freundlich und übernimmt die Führung. Seit 15 Jahren arbeitet sie im Verlag, hat selbst nach dem Abitur hier Mediengestalterin gelernt und in der Bildbearbeitung angefangen. Sie hat parallel zum Beruf das Abendstudium zur Medienfachwirtin geschafft und die Eignungsprüfung zur Ausbilderin. Vor sieben Jahren wurde sie dann tatsächlich Ausbilderin. Inzwischen engagiert sie sich auch als ehrenamtliche Prüferin bei der IHK und im Zentral-Fachausschuss Druck und Medien (ZFA).

»Der Umgang mit den jungen Leuten macht mir einfach Spaß«, sagt Joana Schilling, auch wenn nicht alle Mediengestalter-Azubis bis zum Abschluss durchgehalten haben. Geeigneten Nachwuchs zu finden, sei weniger eine Frage von Masse. Auf die zwei Ausbildungsplätze alle zwei Jahre kämen im Schnitt 250 Bewerbungen. Zehn Schulabgänger/innen würden eingeladen, oft Abiturienten mit gutem Zeugnis, die schon eigene Arbeiten mitbringen.

Praktikum als Einstieg

Mit Sarah Achilles ist alles anders. Sie suchte Anfang 2017 nur einen Platz für ihr Schülerpraktikum. Schule war damals nicht ihr Ding, ihre Noten waren mies – das gibt sie selbst zu. Ihr Cousin, Fachinformatiker-Azubi beim Tagesspiegel, hat ihr den Tipp gegeben, es doch trotzdem beim Verlag zu versuchen. Die Schülerin landete in der Abteilung von Joana Schilling. »Ich konnte in kurzer Zeit ganz viele Seiten des Berufs kennenlernen. Und hätte nie gedacht, dass mich alles so begeistert«, erzählt Sarah. Einen Kalender habe sie damals gestaltet, Visitenkarten entworfen und an echten Traueranzeigen für die Zeitung mitgearbeitet. Plötzlich, sagt sie, wusste sie, was sie werden wollte. Und weil sie ein Ziel vor Augen hatte, hat sie sich ins Zeug gelegt und den Mittleren Schulabschluss »noch ziemlich verbessert«. Im vergangenen Sommer meldete sie sich erneut zum Praktikum.

Ausbildung gesichert

»Wer so engagiert, motiviert, höflich und lernbereit ist, sollte eine Chance bekommen«, sagt Joana Schilling. Sie ebnete Wege: Die führen über das Berufsgrundbildungsjahr. »Die Schule ist das Beste an allem.« Sarah erzählt von Englisch-Nachhilfe und was sie schon in Buchbinderei und Siebdruck gelernt hat. Bald könne sie wieder Arbeitsproben mitbringen. Das Tollste: Mit einer Mitschülerin hat sie ein neues Logo für die Berliner Lauterbachgrundschule entworfen, vom Konzept bis zur Ausführung. Morgen soll es dort präsentiert werden …

Joana Schilling kennt den Entwurf, sie ist zuversichtlich. Auch, was die Übernahme in die Ausbildung betrifft. Mit dem Zeugnis im Sommer werde sich zeigen, ob Sarah schon ins zweite Ausbildungsjahr übergehen kann oder vorn beginne, erklärt die Teamleiterin. Und mit der zweiten Auszubildenden, einer Abiturientin, die aus dem üblichen Bewerberranking hervorging, werde sich Sarah als Jüngere gewiss gut ergänzen.