Editorial

Ich könnte mich zur #MeToo-Debatte äußern. Das haben schließlich fast alle getan. Oder zu Horst Seehofer und seinem Heimatministerium. Was nicht geht, ohne das Foto von den Männern wachzurufen, die da so stramm herumstanden. »Heimatmännchen« nennt sie der Journalist und Verleger Jakob Augstein. Und stellte fest: »Offenbar gehören Frauen auch nicht zu Deutschland.« Und ich stelle fest: Der ist besser im Kommentieren. Also überlasse ich ihm das Thema. Was eindeutig gegen den Trend geht. Denn der – also der Trend – marschiert mit großen Schritten zum Laientum. Gemeint sind jetzt nicht die lötenden Hobbybastler oder auf der Couch sitzende Fußballkommentatoren. Sondern die »Das kann ich doch auch!«-Überzeugten, die wohlgemut in den Fachgebieten anderer herumtapsen. »Hilfe, die Laien kommen«, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Seit der Digitalisierung könne jeder mit ein paar Klicks vor sich hin dilettieren. Klick ein Foto, zack ein Text. Geht ganz easy!

Professionalität ist offensichtlich aus der Mode gekommen. Sieht man an der neuen Bundesregierung. Der Finanzminister war vorher Erster Bürgermeister, aus dem Kanzleramtschef wird der Wirtschaftsminister, die Justizministerin leitete zuvor das Bundesfamilienministerium, deren Chefin vorher Bürgermeisterin in Berlin-Neukölln war. Entweder sind alle sehr begabt oder … man mag es nicht weiterdenken. Unser Leser muss nicht lange überlegen, womit er es bei uns zu tun hat. Wer da in DRUCK+PAPIER über Schriften schreibt (siehe „Peinlich und völlig gaga“), hat einfach keine Ahnung. Sorry, das war ich. Fehler zugeben ist übrigens auch aus der Mode gekommen. Meine Bitte: Seid weiter aufmerksam und schreibt, was euch auffällt, missfällt und gefällt!

Michaela Böhm