Betriebsratswahlen

Erste Bilanz

Alle vier Jahre werden Betriebsräte gewählt – Zeit ist noch bis zum 31. Mai. In einigen Betrieben haben die Belegschaften ihre Stimme schon abgegeben. DRUCK+PAPIER fragt die Betriebsräte aus der vor einem Jahr begonnenen Serie: Habt ihr erreicht, was ihr euch vorgenommen habt?

Sie sind die Ausnahmen – Betriebsräte gibt es nicht einmal in jedem zehnten privatwirtschaftlichen Betrieb. Neugründungen hintertreiben auch Unternehmer. Nach einer Er
hebung der Hans-Böckler-Stiftung verhindern Arbeitgeber jede sechste Betriebsratsgründung. Sie schüchtern Kandidat/innen ein, drohen mit Kündigung oder verhindern 
den Wahlvorstand. Besonders heftig sei der Gegenwind in inhabergeführten Unternehmen.

Damit hatten die von DRUCK+PAPIER befragten Betriebsratsgremien nicht zu kämpfen. Dort sind nicht plötzlich gegnerische Listen aufgetaucht und kein Unternehmer hat versucht, sich einzumischen. Überraschungen gab es dennoch. Torsten Friedrich, der bisherige Betriebsratsvorsitzende des Süddeutschen Verlags Zeitungsdruck, ist nicht mehr in den Betriebsrat gewählt worden. Neuer Vorsitzender ist Alexander Röck, gelernter Buchdrucker, seit zwölf Jahren im Betriebsrat und seit zwei Jahren ausschließlich für Betriebsratsarbeit zuständig.

Einen Wechsel gab es auch bei der Heilbronner Stimme: Zur Betriebsratsvorsitzenden ist mit den meisten Stimmen die bisherige Stellvertreterin Elke Lang gewählt worden.

Die Wahlbeteiligung schwankte nicht nur von Betrieb zu Betrieb, sondern im Vergleich zur Wahl im Jahr 2014 auch innerhalb eines Unternehmens. Beim Zeitungsdruck des Süddeutschen Verlags sackte sie von 
84 auf 75 Prozent ab; fast 10 Prozentpunkte niedriger war sie auch bei Ebner & Spiegel in Ulm. »Enttäuschend«, lautete der knappe Kommentar von Betriebsratsvorsitzendem Erich Ruf. Er vermutet den hohen Kranken
stand und die schwache Beteiligung bei den Briefwähler/innen als Grund, warum nur zwei Drittel der Belegschaft ihre Stimme abgaben.

Woanders stieg die Wahlbeteiligung – um zehn Prozentpunkte bei Clausen & Bosse in Leck und bei der Heilbronner Stimme. Fast 80 Prozent der Belegschaft gingen in der Tapetenfabrik in Bramsche zur Wahl. Dort gab es erstmals eine Listenwahl – Druckerei und Verlag hatten eine eigene Liste eingereicht –, indirekt ein Grund für die hohe Wahlbeteiligung, vermutet Betriebsratsvorsitzender Rainer Lange. »Denn wir sind gezielt in den Betrieb gegangen, um das Wahlverfahren zu erklären, und konnten einige Nichtwähler zur Wahl bewegen.« Sieben Listen sind bei Sig Combibloc in Linnich angetreten.

Verdianer sind in den befragten Gremien meist klar in der Mehrheit, wenn nicht sogar alle Betriebsratsmitglieder in der Gewerkschaft organisiert sind, wie bei Clausen & Bosse in Leck. Die beiden für die Betriebsratsarbeit Freigestellten erzielten das beste Stimmenergebnis; bis auf die Verwaltung sind alle Berufsgruppen in dem Elfer-Gremium vertreten, darunter vier Frauen. Endlich hat auch DS Smith Packaging in Minden eine Frau im Gremium. Sie hat es auf Anhieb in den Betriebsrat geschafft, genauso wie die beiden jungen Kandidat/innen bei Ebner & Spiegel in Ulm und beim Main-Echo in Aschaffenburg.