Titelthema

Nichts soll mehr gelten

Was die Druck-Arbeitgeber vom Manteltarifvertrag halten | Kommentar von Andreas Fröhlich

Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) hat den Manteltarifvertrag für die Druckindustrie für Angestellte und gewerbliche Beschäftigte zum 30. September 2018 gekündigt und damit alles, wofür jahrzehntelang gekämpft wurde. Die Druckarbeitgeber wollen die Zuschläge für Wochenend- und Nachtarbeit massiv kürzen, die Arbeitszeit unbezahlt auf bis zu 40 Stunden pro Woche verlängern, die Maschinenbesetzung reduzieren und den Facharbeiterschutz kippen, die Erschwerniszulage für die Produktion von Zeitungen und Zeitschriften an Sonn- und Feiertagen streichen sowie Urlaubsgeld und Jahresleistung kürzen. Das wäre ein dreister Eingriff ins Portemonnaie der Beschäftigten.

Unsozial

Die Forderungen des bvdm sind unsozial und nicht akzeptabel. Sie treffen vor allem Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter. Wer Arbeitszeit verlängert und die Maschinenbesetzung senkt, nimmt in Kauf, dass es bald noch weniger Beschäftigte in den Druckereien gibt. Die ohnehin hohe Arbeitsbelastung und Leistungsverdichtung würde noch mal zunehmen. Länger arbeiten, Zuschläge und Urlaubs- und Weihnachtsgeld kürzen und dann über Facharbeitermangel jammern? Das passt nicht.

Nichts davon wird helfen, die Probleme in der Branche zu lösen. ver.di wird eigene Forderungen aufstellen. Dazu wird ganz sicher gehören, dass die Tarifverträge der Druckindustrie allgemein verbindlich werden, das heißt, dass sich auch bisher tariflose Betriebe daran halten müssen. Wir werden dafür kämpfen, dass der Manteltarifvertrag für die Druckindustrie ohne Verschlechterungen wieder in Kraft gesetzt wird, notfalls Betrieb für Betrieb. Wir raten allen Beschäftigten, bis spätestens 30. September Mitglied bei ver.di zu werden, um sich die Nachwirkung des Tarifvertrages ab 1. Oktober zu sichern und gemeinsam mit vielen organisierten Beschäftigten in die Tarifauseinandersetzung im Herbst zu gehen.

Geringschätzig

Eine der vier Kernforderungen des bvdm ist mit »Entrümpeln des Manteltarifvertrages« überschrieben. Entrümpelt werden unbrauchbare und wertlose Gegenstände, keine Tarifverträge. Das ist eine sprachliche Entgleisung, die eine geringe Wertschätzung gegenüber tariflich geschützter Arbeit zeigt. Mehr noch: Offensichtlich vertritt der bvdm vordringlich die Interessen der Arbeitgeber, die den Flächentarifvertrag als nutz- und wertlos erachten, namentlich der Unternehmen, die ohne Tarifbindung (OT) im Arbeitgeberverband Mitglied sind.

ver.di wird den notwendigen Widerstand gegen die Zumutungen der Arbeitgeber organisieren.