Was hältst du davon, zwischen mehr Lohn und mehr Freizeit wählen zu können?
Für unsere Belegschaft wäre das eine prima Sache. Ein Wahlmodell, wie es die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft durchgesetzt hat, käme bei uns gut an. Ich könnte mir vorstellen, dass sich gerade die älteren Kollegen, die schon 30 Jahre Schichtarbeit hinter sich haben, für die zusätzlichen Urlaubstage entscheiden würden.
Vermutlich würde die Wahl ähnlich ablaufen wie bei den Beschäftigten der Bahn, wo sich über die Hälfte für sechs zusätzliche Urlaubstage entschieden haben und fast so viele Kollegen die Lohnerhöhung wählten. Nur ganz wenige wollten eine Stunde weniger pro Woche arbeiten. Das verstehe ich. Eine wöchentliche Arbeitszeitverkürzung ist im Dreischicht- Betrieb schwer umzusetzen. Aber vielleicht käme das in der Verwaltung gut an. Ein paar Kollegen in der Produktion arbeiten aufs Jahr gesehen schon jetzt weniger: Sie haben die Arbeitszeit um fünf Stunden auf 30 pro Woche verkürzt – leider auch den Lohn –, sammeln die Stunden und nehmen sie im Block frei. Wenn sie dafür nicht auf Lohn verzichten müssten, würden sich sicher noch mehr dafür entscheiden. Ich könnte mir vorstellen, das Wahlmodell bei uns in der Tarifkommission einzubringen und darüber zu diskutieren, ob wir nicht Ähnliches auch fordern sollten. Allerdings sollte ein Teil der Lohnerhöhung festgelegt sein. Bei dem anderen Teil hätte die Belegschaft die Wahl zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit.
Klaus Evain, Betriebsratsvorsitzender, Engelhardt-Druck, Nördlingen