Arbeit

TSB verzichtet auf Werkvertrag

Tiefdruckerei besetzt neue Rotation mit Tarifbeschäftigten | Zwei Millionen 
Euro Ökostrom-Abgabe gespart

Das passiert nicht alle Tage: Ein Unternehmen bietet ver.di von sich aus an, auf einen Werkvertrag mit einer Fremdfirma zu verzichten, und will lieber das eigene Personal aufstocken. So ist es jetzt bei der Firma Tiefdruck Schwann-Bagel (TSB) in Mönchengladbach geschehen.

Gewerkschaftssekretär Jörg Krings fasst die Geschichte so zusammen: Bisher produzierten die rund 250 TSB-Beschäftigten Zeitschriften, Kataloge und Prospekte auf sechs Rotationen. Als zusätzlich eine siebte Maschine gebraucht wurde, wollte TSB sie im Werkvertrag betreiben und mit schlecht bezahlten Beschäftigten einer Fremdfirma besetzen. Doch dann stellte sich heraus, dass damit jährlich rund zwei Millionen Euro Ökostrom-Abgabe (EEG-Umlage) fällig würden. Denn nur für ihre selbst betriebenen Rotationen ist die Firma wegen ihres hohen Energiebedarfs von der Abgabe befreit.

Da wollte TSB lieber auch die siebte Maschine in den Firmentarifvertrag einbeziehen, aber im Gegenzug die Maschinenbesetzungsregeln aufweichen, weil – so die Begründung – die auch von der Konkurrenz unterschritten würden. Der Kompromiss nach monatelangen Verhandlungen: eine Besetzung oberhalb des Branchenüblichen, aber etwas unterhalb des Branchentarifvertrags.

Neue Stellen geschaffen

»Das haben die Kolleginnen und Kollegen sehr kritisch zur Kenntnis genommen«, erklärt Jörg Kings von ver.di. Bei einer Abstimmung unter den ver.di-Mitgliedern bei TSB votierten dann doch vier Fünftel für die Ergänzung des Firmentarifvertrags. Damit profitiert das Personal der siebten Rotation jetzt auch vom jährlichen Bonus von 800 Euro plus 200 Euro Zuschlag für ver.di-Mitglieder.

Krings sieht einen Gewinn für beide Seiten: Die Firma erspart sich die EEG-Umlage und an der siebten Rotation wird das Personal nicht schlechter behandelt als an den sechs anderen. »Für uns ist entscheidend, dass wir ein Zeichen setzen, indem eine große Druckerei im Tarif bleibt.« Außerdem wurden so bei TSB sieben neue Stellen für Drucker und acht für Helfer geschaffen. 
Die Geschäftsführung von TSB wollte sich nicht äußern.