Auszeit

Klar antifaschistisch

»Nur Mehrarbeit kann uns retten«, verlangten die Prinzipale in den Druckereien bald nach der Novemberrevolution von 1918 und liefen Sturm gegen eine ihrer wesentlichen Errungenschaf
ten – den 8-Stunden-Tag. Doch zunächst ohne Erfolg: Zwar kam es in der Weimarer Republik nicht zur Bildung einer einheitlichen Organisation von Buchdruckergehilfen und anderen grafischen Verbänden. Dennoch konnten die Beschäftigten den 8-Stunden-Tag bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verteidigen. Die Tarifarbeit wurde in dieser Zeit trotz der Regierungspolitik der Notverordnungen im »Graphischen Bund« koordiniert.

Allerdings waren die deutschen Gewerkschaften im Angesicht des heraufziehenden braunen Terrors uneins. Der Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer nahm dank seiner Redakteure klare antifaschistische Positionen ein: Karl Schaeffer geißelte die wirtschafts- und tarifpolitisch reaktionäre Rolle der letzten Reichsregierungen in den Jahren vor 1933. Und Karl Helmholz griff die Nazis frontal an. Auch als Verantwortlicher für den »Korrespondenzteil« holte er entsprechende Beiträge ins Blatt.

So entgegnete der Kollege M.B. aus der Nähe von Bremen in Ausgabe 96 einem Schreiber aus Hannover, der mit Berufung auf »Gedankenfreiheit« gewisses Verständnis für Nazi-Anhänger 
geäußert hatte: »Die Freiheit der Gedanken ist in der Gewerkschaftsbewegung wahrhaftig gesichert. Soll etwa diese ›Freiheit‹ so weitgehend werden, dass unsere Versammlungen mit hakenkreuzgeschmückten Subjekten geziert sind? Unsere Zurückhaltung dem Gegner gegenüber hat uns viel zu viel geschadet … Wenn heute Gewerkschafter Mitglied der NSDAP sind, werden sie dort gewiss die Vorbereitung finden für den nächsten Streikbruch. Sie werden eingespannt in die berüchtigte Zellenarbeit, die systematisch das Feld für die Nazipropaganda vorarbeitet … Durch eine Toleranz des Faschismus aber werden wir niemals geordnete Arbeitsverhältnisse wieder erleben. Kampf und nochmals Kampf diesen braunen Söldlingen des Kapitals!«

Nach der Machtergreifung, im März 1933, wurde der 
Korrespondent vorübergehend verboten. Als Anlass diente ein Artikel zum Todestag des ehemaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert.

Quelle: library.fes.de/gewerkzs/korrespondent/1866/pdf/1866-049.pdf